Gestalttherapie

Die von Fritz Perls (1893 - 1971) begründete Gestalttherapie betrachtet den menschlichen Organismus als eine Ganzheit, die sich nicht in "Leib" und "Seele" aufspalten läßt. Nur ein Organismus, der ständig in bewußtem Kontakt zu seiner Umgebung steht, ist in der Lage, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und zu befriedigen. Vielfach ist dieses "Selbstwahrsein" gestört. Die Gestalttherapie versucht, es wiederherzustellen.

Gestalten, Formen und Muster werden immer von einem bestimmten Hintergrund wahrgenommen, und ebenso haben auch unsere Gefühle und Erfahrungen ihren Bezugsrahmen in konkreten Lebens- und Familiensituationen. Probleme, Konflikte und solche wiederkehrenden unangenehmen Erfahrungen sind "unerledigte Geschäfte", die persönliches Wachstum hindern und angemessenes Verhalten in der Gegenwart erschweren.

Gestaltarbeit will nun den Entstehungs-Hintergrund mit dem Problem-Vordergrund wieder in Verbindung bringen, damit dieses Erleben jetzt verstanden und integriert werden kann. Dann ist die "Gestalt geschlossen".

Im Zentrum der Gestalttherapie steht die gegenwärtige Wahrnehmung der eigenen Prozesse und Blockaden, die leibhaftige Erfahrung im "Hier und Jetzt"; grundlegende existentielle und individuelle Erfahrungen werden rekonstruiert, wiedererlebt und aufgearbeitet. Das Ziel ist die Integration von Gefühl, Erleben und Wahrnehmung.

Der Ausgangspunkt bei dieser Arbeit ist immer der klare Kontakt von Ich und Du. Die Chance der Heilung liegt in einer neuen Erfahrung mit einem anderen Menschen.

Gestalttherapie ist wachstumsorientiert und betont die positiven Potentiale des Menschen. Die ungelebten Fähigkeiten zu entdecken, geschieht z. B. im "inneren Dialog" zwischen zwei Gefühlen wie Haß und Liebe, im Gespräch mit angstmachenden Traumbildern, im Rollenspiel mit dem "leeren Stuhl". Gefördert wird dieser Wachstumsprozeß durch Wahrnehmungs- und Körperübungen, durch kreative Medien wie Musik, Tanz, Malen und Arbeiten mit Ton.

Ein integrierter Mensch kann eine gesunde Sensibilität für sich und andere entwickeln und für sein eigenes weiteres persönliches Wachstum die Verantwortung übernehmen.